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Hörversion-Sprecher Martin Nürnberger im Porträt

Persönlichkeiten

Wem gehört die Stimme der Sichtweisen Hörversionen? Die Sprecher:innen im Porträt.

Habt ihr euch schon mal gefragt, wem eigentlich die Stimmen gehören, die euch unsere sichtweisen vorlesen? Wir möchten den zwei Stimmen, die unsere Hörversion einsprechen, ein Gesicht geben. Unser heutiges Gesicht heißt Martin Nürnberger, auch mArtin geschrieben, also mit einem kleinen „m“ und einem großen „A“. Das rührt daher, dass der 58-jährige Wiener sehr schnell tippt, aber einen langsamen kleinen Finger hat. Und weil er es irgendwann in seinem Leben satthatte, seinen Tippfehler auszubessern, hat er ihn einfach so stehen lassen. Soll uns recht sein, bei mArtin geht es ohnehin mehr um das Gesagte. Er ist nämlich Sprecher der Hörbücherei des BSVÖ und spricht dort sowohl Hörbücher als auch Magazine für blinde und sehbehinderte Menschen ein. Diesem Magazin hier zum Beispiel leiht er seit ungefähr sechs Jahren für jede zweite Hör-Ausgabe seine Stimme.

Das Sprechen ist also gewissermaßen sein Brotjob und zieht sich durch seine berufliche Laufbahn. „Sprechen war bei all meinen Jobs immer dabei“, erzählt mArtin am Telefon. Nach seinem Ingenieursstudium war er einige Jahre lang beim Theater, hat im Radio moderiert und war nebenbei immer als Musiker und Sänger auf Hochzeiten. 2014 ist er dann zunächst als Tontechniker und schließlich als Sprecher bei der Hörbücherei gelandet. Sein Fachgebiet sind vor allem politische Sachbücher, die ihn auch inhaltlich am meisten interessieren.

Deutlich sprechen: Wie produziert man ein Hörbuch?

Wenn er unsere sichtweisen produziert, dann setzt sich mArtin normalerweise in eins der vier Tonstudios der Hörbücherei, die er als Tonexperte selbst konzipiert hat. Dort sitzt er dann in einem akustisch möglichst toten Raum mit einem Mikrofon, setzt seine Kopfhörer auf und liest aus unserem Magazin. Im Regieraum kümmert sich wer anderer um die Tonqualität und schreit, wenn mArtin einen Fehler macht. Durchschnittlich verbringt er für eine Stunde Endmaterial ungefähr drei Stunden im Kammerl und bewegt, jeden Vokal formend, übertrieben seinen Mund. Gerade für die Zielgruppe ist es nämlich wichtig, dass mArtin sehr deutlich spricht. Das kann er anscheinend auch ziemlich gut, wie ihm einmal ein schwerhöriger Hörer rückgemeldet hat, der ihn für eine Hörbuchproduktion verlangte.

mArtin achtet auch sonst auf die Zielgruppe. Es war lange Usus, Tabellen in Zeitungen einfach nicht zu verlesen. Dank mArtin hat das jetzt ein Ende. Er filtert die wichtigsten Informationen raus, die seine blinde und sehbehinderte Hörerschaft brauchen könnte. Immer wieder erreichen ihn liebe Botschaften. „Einmal hat sich eine Hörerin aus Deutschland die Mühe gemacht, meinen Namen auszuforschen, und mir geschrieben, dass sie bei einem von mir eingesprochenen Buch geweint hat, und sich dafür bedankt“, sagt mArtin. Wenn er solche Botschaften hört, dann weiß er, dass er in seinem Traumjob angekommen ist. Und wenn ihm eines wichtig ist, dann ist es, keinen „BullshitJob“ zu machen, wie er den Kulturanthropologen David Graeber zitiert. „Man muss sich abends denken, dass man tagsüber was Schönes gemacht hat“, sagt mArtin.

Wenn er mal nicht im Studio sitzt, dann programmiert mArtin Websites oder sitzt auf dem Fahrrad, ganze 10.000 Kilometer im Jahr. Deshalb habe er auch keine Rückenschmerzen wie andere in seinem Alter, erklärt er am Telefon. Wir hoffen, dass das auch so bleibt, und wir mArtin noch eine ganze Weile zuhören können, wenn es wieder heißt: „Sichtweisen, Magazin der Blinden und Sehschwachen Österreichs. Es liest für Sie Martin Nürnberger.“ Wenn ihr mArtin nicht hört, dann hört ihr Anna. Mehr über sie erfahrt ihr hier.