Anna Huber
Frau Huber hatte nach ihrer schwierigen Kindheit beruflich wie privat einiges nachzuholen, bis sie ihre Gesundheit eingebremst hat. Ihr Erspartes widmet sie blinden und sehbehinderten Menschen.
„Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden geformt, sondern durch Arbeit und eigene Leistung.“ Albert Einstein
Anna Huber, 1929 in Wien geboren, hatte eine schwierige Kindheit in wirtschaftlich beengten Verhältnissen. Ihre Mutter war oft krank und erzog sie zu großer Selbstständigkeit. Sie wollte Kindergärtnerin werden, was aufgrund der politischen Gesinnung ihres Vaters (er war im sozialistischen Untergrund tätig) nicht möglich war.
„Ich habe ein Leben lang gelernt!“
Weil Frau Huber gut in Geometrie war, machte sie eine Lehre als technische Zeichnerin. Als bei Kriegsende „die Russen vor der Tür standen“ war ein Fortsetzten der Lehre nicht möglich. Ihr wurde eine Lehrstelle als Damenschneiderin zugeteilt und 1948 legte sie die Gesellenprüfung ab. Elf Jahre arbeitete Frau Huber als Schneiderin. Die Arbeit war körperlich anstrengend im Akkord, aber sie verdiente sehr gut. Aus gesundheitlichen Gründen - sie musste gegen Ende ein Stützkorsett tragen - schied sie aus.
Von der Nähmaschine in die Buchbinderei
Danach begann sie als Arbeiterin in der Buchbinderei der Staatsdruckerei. 1972 erhielt sie die Ständigmachung (ähnlich Pragmatisierung) und war in allen Bereichen einsetzbar. Dort lernte sie auch ihren Lebensgefährten, Herrn Heidvogel, kennen. Mit ihm führte Frau Huber ein kulturinteressiertes Leben. Gemeinsam besuchten sie Opern, Konzerte und Museen. Sie bemerkte in einem Gespräch, dass ihre Generation sehr viel nachzuholen hatte. Besondere Vorliebe hatte sie für Werke von Rubens, Munch, Gauermann und Fendi.
Grauer Star und Schmerzen
1976 verstarb Herr Heidvogel mit 51 Jahren an Hautkrebs. Seither lebte Frau Huber allein. Durch eine Graue Star-Operation war sie am linken Auge stark beeinträchtigt. Nach mehreren Wirbeleinbrüchen samt Querschnittlähmung verbrachte sie ihre letzten zehn Lebensjahre unter großen Schmerzen. Dank Therapie und ihrem eisernen Willen konnte sie mit dem Rollator wieder gehen und schaffte mühsam die vier Stockwerke in ihrem Haus ohne Lift. „Am Vormittag geht es besser, am Nachmittag lassen die Füße und die Energie nach.“, erzählte sie.
Das Interesse an Politik und dem Weltgeschehen war ungebrochen. Sie las regelmäßig die Presse und den Spiegel, hörte Ö1 und bildete sich eine eigene Meinung. Auch wenn sie in den letzten Jahren kaum die Wohnung verlassen konnte, holte sie sich die Welt in’s Wohnzimmer.
Ihr Erbe unterstützt blinde und sehbehinderte Menschen
Frau Huber war eine großherzige, intelligente und gebildete Frau. Sie unterstützte viele gemeinnützige Organisationen und war mit der Hilfsgemeinschaft über mehrere Jahre persönlich verbunden. Besonders bewundert haben wir die unglaubliche Konsequenz mit der sie ihren Alltag bis zuletzt selbstbestimmt meistern konnte. Wir denken in großer Wertschätzung an diese willensstarke, immer positiv denkende, Frau.
Wir danken für das Vertrauen mit dem uns Frau Huber als Erbin im Testament einsetzte und damit ihr Erspartes unserer Arbeit für blinde und sehschwache Menschen zukommen ließ!