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Discovering Hands im Interview

Beratung & Soziales

Welche Idee hinter „discovering hands“ steckt und welche weiteren Entwicklungen das Sozialunternehmen anstrebt, erzählt uns Geschäftsführerin Marisa Mühlböck im Interview.

Taktile Brustuntersuchung

discovering hands bildet blinde und sehbeeinträchtigte Frauen zu Medizinisch-taktilen-Untersucherinnen (MTU) aus. Der überlegene Tastsinn blinder und stark sehbeeinträchtigter Menschen wird dabei zur Verbesserung der Tastdiagnostik in der Brustkrebsfrüherkennung eingesetzt.

Die in Deutschland bereits etablierte Methode ist in Österreich jedoch noch nicht anerkannt. Damit diese bald auch Frauen in Österreich angeboten werden kann, muss hierzulande ein eigenes Berufsbild geschaffen werden. Die ersten ausgebildeten MTUs gibt es mittlerweile auch schon in Kolumbien und Indien. In weiteren Ländern laufen Evaluierungsprojekte.

Als ersten Schritt für die Etablierung in Österreich, hat das Gesundheitsministerium ein Studienprojekt zur Evaluierung der Wirksamkeit der Methode genehmigt, welches von Univ.-Doz. Dr. Michael Medl geleitet wird. Im Rahmen der Studie profitieren Teilnehmerinnen von einer kostenlosen Tastuntersuchung durch eine speziell ausgebildete sehbehinderte MTU. Informationen zur Studie finden Sie hier.

Wir durften die Geschäftsführerin von discovering hands Österreich – Marisa Mühlböck interviewen.

Welches Ziel verfolgt discovering hands in Österreich?

Marisa Mühlböck: Wir wollen das Berufsbild der Medizinisch-Taktilen Untersucherin (MTU) in Österreich etablieren. Konkret heißt das, dass wir Frauen bei der Brustkrebsfrüherkennung eine weitere, ergänzende diagnostische Untersuchung in der Brustkrebsfrüherkennung zur Verfügung stellen möchten. Die MTU assistiert dabei dem Arzt oder der Ärztin, indem sie das Brustgewebe entlang patentierter Orientierungsstreifen, die auf die Brust appliziert werden, sehr gründlich und systematisch in drei Gewebsebenen abtastet, sodass bereits sehr kleine Knoten getastet werden können. Die Patientin profitiert dabei von einem hohen Maß an persönlicher Zuwendung. Die abschließende Diagnose stellt der Arzt bzw. die Ärztin, welche gegebenenfalls weitere Schritte einleiten. Mit dem zusätzlichen Angebot möchten wir auch gesundheitsferne Schichten erreichen. Gerade Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau oder auch Menschen mit Migrationshintergrund scheuen oft den Weg zum Arzt, weil Gesundheitsvorsorge grundsätzlich keinen hohen Stellenwert hat, weil die Verständigung schwierig ist oder kulturelle Barrieren bestehen. Zudem ist Brustgesundheit ein sehr sensibles und emotionales Thema, bei dem oft Ängste oder Schamgefühl im Spiel sind. Die taktile Brustuntersuchung ist sehr niederschwellig, von Frau zu Frau, und kann dazu beitragen, dass mentale Barrieren abgebaut werden.
Und natürlich werden mit der Etablierung der Methode neue Jobs geschaffen. Frauen mit Sehbehinderung erhalten eine neue berufliche Perspektive. Ihre vermeintliche Behinderung wird zur Begabung und aus Mitleid wird Respekt.

Was sind die Herausforderungen Ihrer Arbeit?

Marisa Mühlböck: Die momentane Herausforderung besteht darin, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit discovering hands auch in Österreich angeboten werden kann. Konkret geht es darum, ein eigenes Berufsbild zu schaffen, damit auch österreichische Ärztinnen und Ärzte die Tastuntersuchung an die MTUs delegieren dürfen. Erst wenn das Berufsbild anerkannt wurde, wird diese Art der Untersuchung in Österreich ergänzend zur Verfügung stehen können. Momentan haben wir hierfür eine Wirksamkeitsstudie laufen.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, über alle uns möglichen Kanäle zu kommunizieren, dass es die Möglichkeit zur Studienteilnahme gibt. Im Rahmen der Studie können Teilnehmerinnen von einer kostenlosen Dreifachuntersuchung im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung profitieren. Insbesondere Frauen ab 40 können sich anmelden und erhalten parallel zur Mammographie eine gründliche Tastuntersuchung durch unsere sehbehinderten Expertinnen. Derzeit kann man an vier Standorten in Wien an der Studie teilnehmen. Jede Teilnehmerin zählt!

Und jetzt noch zwei private Fragen:

Glück bedeutet für mich…

Marisa Mühlböck: Einen schönen Tag in der Sonne und in der Natur zu verbringen. Aber auch Freiheiten und Möglichkeiten zu haben, etwas zu bewegen.

Erfolg bedeutet für mich…

Marisa Mühlböck: Visionen und Ideen auf den Boden zu bringen und Meilensteine zu erreichen. Im Team ist das am schönsten, wenn man sieht, wie der gemeinsamen Einsatz Früchte trägt und unsere Vision verwirklicht wird. Das beinhaltet auch, Potentiale von Menschen zu sehen und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Wenn das gelingt, ist das gleichzeitig Erfolg und Glück.

Vielen Dank für das nette Interview!

Ausführliche Informationen zu discovering hands finden Sie unter: www.discovering-hands.at