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Stolperfalle E-Scooter

Mobilität

E-Scooter auf Gehsteigen oder an Straßenübergängen gehören wohl zum neuen Stadtbild. Für blinde und sehbeeinträchtigte Personen werden sie zum gefährlichen Hindernis.

Sie wollte eigentlich nur beim Rochusmarkt über die Straße gehen. Den am Boden liegenden E-Scooter hat Irmgard W. aufgrund ihrer Sehbehinderung nicht gesehen. Die 78-Jährige ist hingefallen und hat sich den ganzen Fuß vom Knöchel aufwärts angeschlagen. Ihr Orthopäde war schockiert. Mit den Schmerzen kämpft sie auch jetzt zwei Monate später noch. Der Stadtverkehr und speziell Straßenübergänge sind für blinde und sehbeeinträchtigte Personen ohnehin mit Stress verbunden. Falsch abgestellte E-Scooter sind zusätzliche Gefahrenquellen, die man eigentlich vermeiden könnte.

E-Scooter-Sheriffs gegen Falschparker

Seit gestern, 9.11. kontrollieren E-Scooter-Sheriffs an vier Tagen pro Woche das ordnungsgemäße Abstellen der Roller. Immerhin, meint Irmgard W., eines unserer langjährigen Mitglieder. Trotzdem kann sie sich als stark sehbeeinträchtigte Person nicht darauf verlassen. „Im dritten Bezirk, wo ich wohne, liegen immer noch überall E-Scooter auf dem Weg herum, manche fahren sogar auf dem Gehsteig. Dort nimmt keiner Rücksicht auf uns“, meint die Dame. Deswegen ist sie noch vorsichtiger geworden und beschreitet viele Wege nur noch in Begleitung.

Mit ihren Beobachtungen ist Frau W. nicht allein. Viele sehbehinderte und ältere Personen klagen über E-Scooter, die nicht ordnungsgemäß abgestellt werden. Dabei gibt es seit der letzten Regelung vom April 2020 nur auf mindestens vier Meter breiten Gehsteigen abgestellt werden dürften. Die Praxis schaut anders aus: Roller am Gehsteig, an Ampeln, mitten auf Plätzen und immer wieder auch auf den taktilen Leitsystemen, die für blinde und sehbeeinträchtigte Personen orientierungsweisend sind. Sogar auf dem taktilen Leitsystem vor der Hilfsgemeinschaft in der Jägerstraße 36 mussten immer wieder E-Scooter entfernt werden.

Mehr Rücksicht im Stadtverkehr

Daran sind nicht nur die Benützerinnen und Benützer Schuld, sondern auch die mangelnde Information vonseiten der Anbieter. E-Scooter sind zwar eine praktische Verkehrslösung für sehende Personen, blinde und sehbehinderte Menschen werden bei solchen Verkehrsinnovationen allerdings kaum mitgedacht. Die E-Scooter-Sheriffs sind zwar ein Versuch zur Lösung dieses Problems, wenn sie aber nur im ersten Bezirk, auf der Mariahilfer Straße, am Spittelberg, Praterstern und beim Donaukanal kontrollieren, ist das für Frau W. bei rund 6.000 Scooter in Wien nur eine ortsgebundene Erleichterung: „Ich wünsche mir, dass man im Stadtverkehr mehr Rücksicht auf uns Blinde und Sehbehinderte nimmt“.

Das fordert auch Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Elmar Fürst: „Wir weisen wieder einmal darauf hin, dass es unabdingbar ist, Menschen mit Behinderung von Beginn an in alle Planungen einzubeziehen, um zu vermeiden, dass die schwächsten Verkehrsteilnehmer im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder kommen!“

Falschparker melden

Beim Stadtservice Wien kann man behindernd abgestellte Scooter und Fahrräder melden.

Telefon: +43 1 4000-4001

E-Mail: anliegen@sts.wien.gv.at