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Flucht und Behinderung

Beratung & Soziales

Menschen mit Behinderung sind besonderen Herausforderungen ausgesetzt, wenn sie auf der Flucht sind. Ihre Lebensrealität bleibt allerdings oft unsichtbar.

Menschen mit einer Behinderung sind in Kriegsgebieten und auf der Flucht besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Leider bleiben diese im medialen Diskurs oft unterbelichtet und auch in der humanitären Hilfe wird Barrierefreiheit oftmals vergessen. Im folgenden Blogbeitrag haben wir alle Informationen rund um das Thema gesammelt, die wir im Zuge unserer Unterstützung für beeinträchtigte Geflüchtete aus der Ukraine gelernt haben.

Humanitäre Hilfe ist nicht barrierefrei

Wichtig vorab zu erwähnen ist die Tatsache, dass Menschen mit einer Beeinträchtigung keine homogene Gruppe sind und je nach Beeinträchtigung deshalb mit unterschiedlichen Barrieren und Herausforderungen zu kämpfen haben. Was sie aber alle eint: humanitäre Hilfe, Evakuierungen und Notunterkünfte bedenkt Menschen mit einer Behinderung oft nicht mit. Besonders für mobilitätseingeschränkte Personen sind Luftschutzbunker schwer oder gar nicht zugänglich. Der Weg dorthin ist nicht barrierefrei, die Bunker genauso wenig. Somit ist schon der Schutz in Kriegsgebieten nur jenen Menschen vorbehalten, die keine Mobilitätseinschränkung haben. Gleiches gilt für den Zugang zu Grundversorgung, beispielsweise zu Lebensmittelausgaben. Mit einer Beeinträchtigung ist man daher auf sein privates Umfeld angewiesen, um zu überleben.

Ausgeliefert auf der Flucht

Dabei ist die Hürde zu flüchten gerade für Menschen mit Behinderung viel größer. Evakuierungen sind nur schwer zugänglich, was sich bereits in der oft nicht barrierefreien Kommunikation dieser zeigt. Da öffentliche Verkehrsmittel meist nicht barrierefrei sind, sind Menschen mit einer Beeinträchtigung auf ihr privates Netzwerk angewiesen. Viele benötigen persönliche Assistenz, die in einer Krisensituation oft nicht mehr vermittelt werden kann oder an der Grenze nicht durchgelassen wird. Wer nicht gut vernetzt ist, muss sich entscheiden: fremden Personen vertrauen oder im Kriegsgebiet bleiben? Auf dem Fluchtweg sind beeinträchtigte Menschen vielfach auf den Gutwillen der Transport-Organisierenden angewiesen und so auch potentiell Ausbeutung oder Gewalt ausgeliefert.

Kaputte Hilfsmittel und Unterkünfte mit Barrieren

Die Versorgung auf der Strecke und in Unterkünften kann teilweise nicht gewährleistet werden. Viele sind auf Hilfsmittel, spezifische Medikamente oder Pflegeartikel angewiesen zB aufgrund von Inkontinenz. Auf der Flucht gehen Hilfsmittel allerdings oft kaputt oder müssen zurückgelassen werden. Die Flüchtlingsunterkünfte sind dann nicht immer für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ausgerichtet. Die Unterkünfte sind dann oft nicht barrierefrei ausgestattet. Damit sind nicht nur bauliche Maßnahmen wie Rampen, sondern auch geschultes Personal und adäquate Versorgung gemeint. Meist fehlen auch vorab recherchierbare Hinweise zu barrierefreier Ausstattung. Ist für die betroffenen Personen nicht sicher, dass die Notunterkunft auf die eigenen Bedürfnisse eingestellt ist, trauen sich viele oft gar nicht zu fliehen. Viel zu unsicher ist eine menschenwürdige Unterbringung für viele.

Dazu kommt Stress und psychische Belastung durch ein verändertes Umfeld und ein Abweichen der Routinen. Für blinde und sehbehinderte Menschen kann gerade die Abweichung von Tag-Nacht-Routinen zur enormen körperlichen Belastung werden.

Folge einer exkludierenden Politik

Dass Menschen mit Behinderung in Konflikten auf der Strecke bleiben, ist die Folge einer Politik, Gesellschaft und Berichterstattung, die Menschen mit Behinderung und deren Lebensrealität nicht mitdenkt. Beeinträchtigte Personen sind in all diesen Bereichen nicht repräsentiert und werden nicht gehört. Dafür müssen viele in Konfliktsituationen ausharren, sich auf ihr privates Umfeld verlassen und im schlimmsten Fall mit ihrem Leben bezahlen.

ORF-Videoprojekt: BEING BLIND IN WAR

Gemeinsam mit ORF-CONNECT möchten wir die Lebensrealität blinder und sehbeeinträchtigter Menschen in einem Kriegsgebiet sichtbar machen. Im folgenden Interview gibt Elmar Fürst, Vorstandsvorsitzender der Hilfsgemeinschaft, Einblicke in unsere Hilfsaktion für ukrainische Geflüchtete.