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Diabetes und Auge

Medizin informiert

Augenerkrankungen können begleitend zu Diabetes auftreten. Doch neue, schonende Therapien revolutionieren die Behandlung.

Veränderungen der Netzhaut bei Diabetes mellitus

Eine sehr ernsthafte Komplikation der Diabetes mellitus betrifft das Auge. Bei schlechter Diabeteseinstellung kann es zu Veränderungen des Augenhintergrunds, also der Netzhaut kommen. Die frühesten Veränderungen sind kleine Gefäßausbuchtungen (sog. Mikroaneurysmen) und kleine Blutungen, die man im Allgemeinen nur beobachten muss. Allerdings können auch schwerwiegendere Komplikationen entstehen. Zum einen kann sich im Sehzentrum, der sog. „Makula“ (gelber Fleck) eine Schwellung entwickeln (sog. „diabetisches Makulaödem“). Dies führt im schlimmsten Fall zu einem deutlichen Abfall des Sehens mit der Entwicklung von Verzerrungen, Verbogensehen, oder Problemen beim Lesen. Früher war eine Behandlung mit Laser die Therapie der Wahl. Mittlerweile gibt es aber andere, schonendere Verfahren, die den Laser großteils ersetzt haben.

Schonende Alternativen zur Lasertherapie bei diabetischem Makulaödem

1. Intravitreale operative Medikamentenapplikation (IVOM) mit antiangiogenetischen Medikamenten:

Bei dieser Behandlung werden Stoffwechselfaktoren in der Netzhaut und Aderhaut, die Gefäßneubildungen bzw. Schwellungen fördern, gezielt gehemmt. Hierfür gibt es verschiedene Medikamente. Im Gegensatz zur Lasertherapie ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, eine verbesserte Sehleistung nach erfolgter Therapie zu erzielen. Meist sind jedoch wiederholte Eingriffe notwendig. Diese Medikamente werden als Injektion in den Glaskörper verabreicht; die Therapie kann ambulant in der Ordination durchgeführt werden.

2. Depottherapie mit Steroiden:

Hierbei wird ein kleiner Zylinder in den Glaskörper des Auges eingesetzt (Implantat), welcher über vier Monate kontinuierlich Steroide produziert. Steroide haben einen sehr potenten schwellungsmindernden Effekt im Bereich der Netzhaut. Dieser Eingriff hat den Vorteil, dass für vier Monate keine weitere Therapie (im Gegensatz zu den klassischen Glaskörperinjektionen) notwendig ist. Als Nachteil kann bei 10 % aller Patienten der Augendruck deutlich steigen und das Fortschreiten eines grauen Stars begünstigt werden. Diese Therapie erfolgt zumeist ambulant in einem Krankenhaus.

3. Vitrektomie:

Bei wenigen, sehr hartnäckigen Schwellungen kann eine chirurgische Entfernung des Glaskörpers erforderlich werden.

Proliferative diabetische Retinopathie

Eine andere, sehr ernste Komplikation ist die Bildung von neuen Gefäßen, die entweder vom Sehnervenkopf oder von der Netzhautperipherie ausgehen, die Proliferative diabetische Retinopathie. Dies entsteht als Folge einer mangelnden Sauerstoffversorgung der Netzhaut. Diese neuen Gefäße sind sehr brüchig und können zu Blutungen im Glaskörper des Auges führen. Weiters führt das ungehinderte Wachstum solcher Gefäße zu Netzhautabhebungen. Auch in diesem Fall war bis vor kurzem eine schmerzhafte Lasertherapie die Behandlung der Wahl.

Therapie bei proliferativer diabetischer Retinopathie

Neueste Erkenntnisse einer großen amerikanischen Studie zeigen jedoch, dass diese Therapie überholt ist. Es ist nämlich auch hier die intravitreale operative Medikamentenapplikation (IVOM) mit antiangiogenetischen Medikamenten vorzuziehen. Diese Substanzen, die in den Glaskörper gespritzt werden, können jene Stoffwechselfaktoren blockieren, die solche Gefäßneubildungen auslösen. Der große Vorteil: Im Vergleich zum Laser ist die Therapie nahezu schmerzlos und es entstehen keine Narbenbildungen an der Netzhaut. Diese beeinflussen wiederum das periphere Sehen (Gesichtsfeld) des Patienten nachhaltig negativ. Die Therapie kann ambulant in der Ordination durchgeführt werden, allerdings sind wiederholte Behandlungen notwendig. Bei zusätzlichen Glaskörperblutungen und Netzhautabhebungen ist eine Vitrektomie erforderlich.

Am wichtigsten sind jedoch eine gute Diabeteseinstellung, eine Regulation des Blutdrucks und regelmäßige Kontrollen beim Augenfacharzt.

Zum Autor

OA Priv. Doz. Dr. Erdem Ergun ist Leiter der Netzhautambulanz sowie stellvertretender Leiter der Augenabteilung in der Krankenanstalt Sanatorium Hera in Wien-Alsergrund. Weitere Infos über den Augenspezialisten sowie die Leistungen seiner Privatordination: www.ergun.at