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Braille lesen mit Braillezeile

Hilfsmittel & neue Technologien

Am 4. Jänner ist Brailletag. Ein guter Moment, um nicht nur dem Erfinder der Brailleschrift Louis Braille zu gedenken, sondern auch der Braillezeile einen Blogbeitrag zu widmen.

Als der blinde Franzose Louis Braille im 19. Jahrhundert die Brailleschrift erfand, war das eine Revolution für blinde und sehbehinderte Menschen. Am Weltbrailletag wird diese wichtige Erfindung gefeiert. Das Punkteschriftsystem eröffnete die Möglichkeit Bücher zu lesen und dadurch auch gleichberechtigter am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Mit der Weiterentwicklung der Brailleschrift entstanden auch Geräte zum Lesen und Schreiben von Brailleschrift. Die Braillezeile ist ein Gerät zur Darstellung von Brailleschrift. In Verbindung mit einer Vorlese-Software, also einem sogenannten Screenreader, können blinde und sehbehinderte Menschen mit einer Braillezeile digitale Texte in Braille lesen.

Geschichte der Braillezeile

Schon seit 1880 gibt es die ersten Brailleschreibmaschinen, auch Punktschriftmaschinen genannt, mit denen man auf Blindenschriftpapier schreiben kann. 100 Jahre später wurde die Braillezeile entwickelt, mit deren Hilfe blinde und sehbehinderte Personen Texte am PC lesen können. Während erstere durch neue Technologien wie Handy und PC in den Hintergrund gerückt ist, sind Braillezeilen bis heute auf vielen Schreibtischen zu finden. Durch eine Vorlese-Software werden die Zeichen ausgelesen und in Computerbraille dargestellt. Dabei werden kleine Stifte elektronisch aus dem Gehäuse herausgeschoben, die insgesamt ein Zeichen in Blindenschrift ergeben. Anwender*innen ertasten diese, indem sie mit ihren Fingerkuppen darüberstreifen. Mithilfe von Steuerungstasten auf der Braillezeile kann man durch den Text navigieren, der dargestellt werden soll. Allgemein gilt: je länger die Braillezeile, desto mehr Text kann man in einem Stück lesen. Die Braillezeile eignet sich vor allem für kürzere Inhalte und ist durch die genaue Darstellung ideal für die Überprüfung der Rechtschreibung. Bei längeren Texten oder Büchern bevorzugen manche eher die Audio-Sprachausgabe.

Braillezeile am Arbeitsplatz

Fredrik Fischer ist unser Experte für das Thema Braille. In der Projektabteilung der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs ist er Ansprechpartner für Barrierefreiheit und kümmert sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen um die Weiterentwicklung von assistierenden Technologien. Er ist selbst blind und verwendet seit mehr als 20 Jahren eine Braillezeile, zuerst an der Uni, dann am Arbeitsplatz. „Verständnis für die Nützlichkeit des Gerätes gab es fast überall, begleitet von einer großen Dosis Faszination für die Brailleschrift an sich“, erklärt er. Kurs hat er für die Bedienung der Braillezeile keinen benötigt, das sei mit etwas Technikaffinität schon zu schaffen. Die eigentliche Herausforderung ist die Brailleschrift selbst, die viele blinde und sehbehinderte Menschen aber an eigenen Schulen oder auch bei unseren Brailleschriftkursen in der Hilfsgemeinschaft erlernen können.

Inklusiver Arbeitgeber

Die Braillezeile ist nur ein Hilfsmittel von vielen, das blinden und sehbehinderten Menschen im Arbeitsalltag assistiert. Beliebt sind auch Vergrößerungssoftwares, Bildschirmlesegeräte und Scanner zum Lesen von Drucksorten. Durch den technologischen Wandel kann man seinen Arbeitsplatz je nach individuellen Vorlieben, Gewohnheiten oder etwaigen anderen Beeinträchtigungen ausstatten. „Einen barrierefreien Arbeitsplatz zu bieten ist für uns selbstverständlich und durch die Digitalisierung ergeben sich auch immer mehr technologische Möglichkeiten, um auf alle Bedürfnisse eingehen zu können“, erklärt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Hilfsgemeinschaft Klaus Höckner. In Österreich werden Hilfsmittel wie die Braillezeile inzwischen staatlich finanziert. Es ist also mehr eine Frage der Offenheit und weniger eine Kostenfrage, ob man Menschen mit Behinderung ins eigene Team holt. Außerdem profitiert man als Arbeitgeber von diversen Teams besonders, wie Klaus Höckner erklärt: „Als inklusiver Arbeitgeber habe ich ein diverseres Team mit vielfältigen Inputs, anderen Einblicken und neuen Lösungsansätzen“. Fredrik Fischer meint dazu auch: „„Inklusion am Arbeitsplatz heißt auch die Bereitschaft, als Arbeitgeber eigene Probleme und Fehler einzugestehen und sich verbessern zu wollen.“

In unserem Beratungszentrum können sich blinde und sehbehinderte Menschen zum Thema Hilfsmittel, wie die Braillezeile und deren Finanzierung beraten lassen. Als Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs bieten wir kostenlose Brailleschrift-Kurse für unsere Mitglieder an. Infos zu aktuellen Terminen finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.