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Barrierefreie Events mit FullAccess

Barrierefreiheit

Zwei musikbegeisterte Steirerinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Events für Menschen mit unterschiedlichsten Arten von Behinderungen barrierefrei zugänglich zu machen.

Barrierefreie Musikevents für Fans mit Behinderungen

Zwei musikbegeisterte Steirerinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Freizeitveranstaltungen für Menschen mit unterschiedlichsten Arten von Behinderungen zugänglich zu machen. Mit ihrer im Mai 2016 gegründeten Kommunikations- und Beratungsagentur FullAccess (www.fullaccess.at) haben sie einen fulminanten Start hingelegt: Martina Gollner und Christina Riedler kooperieren seit dem Vorjahr mit den Veranstaltern des Donauinselfestes, Europas größtes Open-Air-Festival bei freiem Eintritt, hinsichtlich Barrierefreiheit.

Vor Ort stehen die beiden als Ansprechpartnerinnen am Infopoint persönlich zur Verfügung und betreuen die für Besucherinnen und Besucher mit Behinderungen aufgebaute Plattform. Und weil ein Veranstaltungsbesuch schon vorher mit dem Ticketkauf beginnt, haben sie auch gleich den Online-Shop Aeon Tickets (www.aeontickets.com) ins Leben gerufen. Das barrierefreie Onlineportal ermöglicht es Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen, für sich selbst und ihre Begleitperson Eintrittskarten zu besorgen. Darüber hinaus können unterstützende Zusatzdienstleistungen gebucht und umfassende Infos über die Gegebenheiten am Veranstaltungsort, wie z. B. Anfahrt, Behindertenparkplätze, Rampen, Beschilderung, Behindertentoiletten usw. abgerufen werden. Abgerundet wird das ambitionierte – und in Österreich völlig neue – Angebot durch Schulungen für Eventpersonal.

Inspiration für barrierefreie Freizeitveranstaltungen

Dass Menschen mit Behinderungen von Freizeitveranstaltern in Österreich nicht als potenzielle Zielgruppe wahrgenommen werden, war eines der Motive für die Gründung des Social Business FullAccess. Indirekt dürfte wohl die britische Heavy Metal Band „Iron Maiden“ dafür verantwortlich sein. Christina Riedler und Martina Gollner besuchten 2014 ein Festival in der Nähe von London. „Am Festivalgelände gab es Plattformen, die für alle Menschen mit Behinderungen zugänglich waren. Dort sahen wir einen jungen Mann auf einer Krankenliege. Er konnte weder Arme, Beine noch den Kopf bewegen, war aber komplett in Fan-Montur gekleidet. Das hat uns sehr berührt und uns wurde klar, dass wir in Österreich etwas verändern müssen“, schildert Christina Riedler, die gerade ihr Doktorat im Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien macht.

Seit vielen Jahren begleitet sie ihre ehemalige Schulkollegin Martina Gollner zu Festivals im In- und Ausland. „Ich bin von Geburt an hochgradig sehbehindert. Mein rechtes Auge ist so schwach, dass mein Gehirn es ‚abschaltet‘. Ich habe deshalb keine dreidimensionale Wahrnehmung und kann Entfernungen nur schwer abschätzen. Bei Tageslicht komme ich ganz gut zurecht, aber in der Dämmerung und bei Dunkelheit brauche ich an Orten die ich nicht kenne eine Begleitung“, erläutert Martina Gollner. Die Wahl-Wienerin ist Fachhochschul-Absolventin des Studiengangs Soziale Arbeit am FH-Campus Wien und seit Jahren im Beratungsteam der Hilfsgemeinschaft tätig, wo sie überaus engagiert und kompetent sehbehinderte und blinde Mitglieder betreut.

Freizeit mit FullAccess

Der Slogan von FullAccess lautet „Accessibility All Areas“ – ein Wortspiel, das auf die heiß begehrten „Access All Areas“-Pässe abzielt und das englische Wort „Accessibility“ (Barrierefreiheit) beinhaltet. Freizeitgestaltung soll kein Luxus für Auserwählte sein, sondern selbstverständliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für alle. Diese persönliche Freiheit hat Martina Gollner dazu veranlasst, das Dorf in der Steiermark, in dem sie aufgewachsen ist, zu verlassen und nach Wien zu ziehen: „Das öffentliche Verkehrsnetz in der Hauptstadt bietet mir alle Möglichkeiten. Am Dorf fährt nur der Schulbus und ich komme mit kaum etwas schlechter zurecht als mich von jemandem abhängig zu fühlen.“

Crowdsurfen im Rollstuhl

Das Foto eines Crowdsurfers mit Beinprothese im Rollstuhl, der vom Publikum samt Rolli hochgehoben und über die Köpfe der Fans zum Bühnenrand durchgereicht wird, drückt genau das Lebensgefühl aus, um das es bei FullAccess geht.